Materialien und Literatur zum Thema "Die langen Schatten der Kriege"

Psychische Nachwirkungen des Kriegs und generationenübergreifende Traumata – Auswirkungen der Familienvergangenheit bis in die Gegenwart

Der dieser Literaturliste vorausgehende Betrag der Forschungsgruppe "Der lange Schatten der Kriege" der DGfS ist in der Jubiläumsausgabe zu lesen. Die Gruppe stellt hier ihre umfangreiche Liste für weiterführendes Interesse oder Studium zur Verfügung:

Bode, S. (2011): Nachkriegskinder. Die 50-er Jahrgänge und ihre Soldatenväter. Stuttgart: Klett-Cotta.

Bode, S. (2013): Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation (11. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta.

Bode, S. (2021): Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen (39. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta.

Die Journalistin Sabine Bode beschreibt in ihren Büchern, wie Kriegstraumata oft jahrzehntelang unentdeckt bleiben und oftmals erst im Alter sichtbar werden – gleichzeitig werden diese Traumatisierungen transgenerational weitergegeben. Die einzelnen Bücher wenden sich verschiedenen Schwerpunkten zu. Immer zeigen verschiedene Fallbeispiele deutlich diese Verstrickungen auf.

Heinl, P. (1994): Maikäfer flieg, dein Vater ist im Krieg. München: Kösel.

Der Arzt und Therapeut Dr. Peter Heinl beschreibt generationenübergreifende Kriegstraumata – die versteckten seelischen Nöte und Leiden der Opfer des Krieges und deren Auswirkungen auf die Nachkommen sowie Auflösung und Heilung von Traumata werden beschrieben. Dr. Heinl ist in gewisser Weise ein Pionier, der diese Zusammenhänge treffend beschreibt – der Titel erinnert an das allseits bekannte Kinderlied.

Hoffmann, Ch. (2022): Alles, was wir nicht erinnern. München: C.H.Beck.

Christiane Hoffmann begibt sich auf eine außergewöhnliche Reise. Sie läuft die Wegstrecke, die ihr Vater als Kind von Januar bis März 1945 mit einem Flüchtlingstrack von Schlesien nach Westen gegangen war. Sie begibt sich auf dem Hintergrund der Historie auf die Spuren ihrer eigenen Familiengeschichte. Auf ihrem langen Weg – über 500 Kilometer – begegnen ihr viele Menschen, deren Sicht auf die Vergangenheit sowie das heutige Europa ebenfalls deutlich werden.

Lorenz, H. (2005): Kriegskinder. Das Schicksal einer Generation (8. Auflage). München: Ullstein.

Lorenz, H. (2011): Heimat aus dem Koffer. Vom Leben nach Flucht und Vertreibung (3. Auflage). München: Ullstein.

Hilke Lorenz beschreibt die verschiedenen Folgen von Flucht und Vertreibung kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges: Schwierigkeiten beim Start in der BRD, Flucht und Vertreibung als Tabuthema in den ersten Jahrzehnten der BRD, ungelebte Trauer und deren Folgen für die Vertriebenen und deren Familien.

Lohre, M. (2016): Das Erbe der Kriegsenkel. Was das Schweigen der Eltern mit uns macht. München: Gütersloher Verlagshaus.

Meyer-Legrand, I. (2016): Die Kraft der Kriegsenkel: Wie Kriegsenkel heute ihr biografisches Erbe erkennen und nutzen. München: Europa Verlag.

Wie der Titel schon andeutet, steht in diesem Buch der Blick auf die Ressourcen im Fokus der Betrachtungen.

Roth, M. (2015): Überleben durch Vergessen. Die jüdische Geliebte, der Retter von der Gestapo und die kleine Zeugin. Heidelberg: Carl-Auer.

Süss, J., Schneider, M. (2015): Nebelkinder: Kriegsenkel treten aus dem Trauma-schatten der Geschichte. München: Europa Verlag.

Storrer, E.: Aufseherinnen im KZ Ravensbrück: „Ich bin unschuldig“.

Zugriff am 12.04.2023 unter: https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Aufseherinnen-im-KZ-Ravensbrueck-Ich-bin-unschuldig,kzravensbrueck100.html

Kinder aus der französischen Besatzung des Rheinlands: Soldaten aus Kolonien und deutsche Frauen 1919 bis 1928

Wessely Dominik (2019): Sie nannten sie die Kinder der Schande – eine Geschichte von Vorurteilen und Propaganda. Film.

Zugriff am 12.08.2022 unter: https://www.youtube.com/watch?v=_c1PpaaR0IY

Rund 100.000 französische Soldaten, davon ca. 20.000 aus den Kolonien besetzten im Ersten Weltkrieg das Rheinland. Zwischen 1919 und 1928 werden ca. 400 bis ca. 1.000 Kinder aus Beziehungen von Soldaten aus den Kolonien mit deutschen Frauen geboren. Von Anfang an werden Kinder und Mütter geächtet. In der NS-Zeit, 1937, werden Hunderte von den Kindern zwangssterilisiert.

 

 

Deutsche Besatzungskinder in Frankreich im Zweiten Weltkrieg

Göbel, H. (2004): Frankreichs „verfluchte“ Kinder. Zugriff am 25.03.2022 unter:http://www.mitteleuropa.de/kriegskinder05.html

Picaper, J.-P., Norz, L. (2005): Die Kinder der Schande.

Das tragische Schicksal deutscher Besatzungskinder in Frankreich.

Aus dem Französischen von Michael Bayer. München und Zürich: Piper.

Es geht hauptsächlich um Frankreich, wo von 1940 bis 1944 an die zwei Millionen Wehrmachtsoldaten waren, wo die Kollaboration zum Alltag gehörte, von der großen Literatur über die Geheimpolizei bis zu den Liebeleien, die sich unweigerlich einstellen, wenn junge Männer ohne Frauen und junge Frauen ohne Männer zusammenkommen. An die 200.000 Kinder entstanden auf diese Weise, nahezu alle außerehelich geboren. Nahezu 500.000 Franzosen unter den heute Lebenden haben, verdrängt oder bewusst oder vergessen, deutsche Großväter.

 

Norwegische Besatzung und deren Folgen (Kinder/„Deutschenflittchen“)

Hoem, E. (2009): Die Geschichte von Mutter und Vater. Aus dem Norwegischen übersetzt von Drolshagen D. Berlin: Suhrkamp.

Stark, F. (2018): Sex im Krieg: Norwegen entschuldigt sich bei „Deutschenflittchen“. Zugriff am 10.08.22 unter: https: //www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article182311688/Sex-im-Krieg-Norwegen-entschuldigt-sich-bei-Deutschenflittchen.html

 

Besatzungskinder in Deutschland (nach dem Zweiten Weltkrieg)

1. Kinder französischer Kriegsgefangener

Gunkel, Ch. (2019): Die deutschen „Kinder der Schande“. Verbotene Liebe.

Zugriff am 12.08.22 unter: https://www.spiegel.de/geschichte/verbotene-liebe-im-ns-staat-die-deutschen-kinder-der-schande-a-1239391.html

 

2. „Russenbälger“, „Amikinder“, „Bankerte“

Arp, D. (2015): Besatzungskinder in Deutschland nach 1945. Zwischen den Welten. Zugriff am 10.08.22 unter: https://www.deutschlandfunk.de/besatzungskinder-in-deutschland-nach-1945-zwischen-den-100.html

Baur-Timmerbrink U. (2015): „Wir Besatzungskinder“. Töchter und Söhne alliierter Soldaten erzählen. Berlin: Ch. Links Verlag.

Satjukow S., Gries R. (2015): „Bankerte!“ Besatzungskinder in Deutschland nach 1945. Frankfurt a. M.: Campus Verlag

 

Das besondere Schicksal der sog. „Brown- Babies“

Abel, S. (2021): Stay away from Gretchen: Eine unmögliche Liebe. München: dtv.

Gaida, M. (2022): Brown Babies. Zugriff am10.08.22 unter: https://www.leo-bw.de/themenmodul/heimkindheiten/rahmenbedingungen/zeitgeist/brown-babies

Kirst, M. (2010): Brown Babies – Deutschlands verlorene Kinder. Arte-Produktion/BR/WDR. Erstausstrahlung: 14.09.2011.

 

Vergewaltigungen von Frauen

Gebhardt, M. (2015): Als die Soldaten kamen. Die Vergewaltigung deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs. München: dtv.

Anonyma (2015): Eine Frau in Berlin. Tagebuchaufzeichnungen vom 20. April bis 22. Juni 1945 (2. Auflage) Berlin: Die Andere Bibliothek.

Dieses autobiografische Buch wurde bereits 1954 in englischer Sprache anonym veröffentlicht. Posthum erschien es in deutscher Sprache. Die Autorin ist Martha Hillers (1911–2001).

Dieses Buch diente auch als Vorlage für folgenden Film: Färberböck, M. (2008): Anonyma – Eine Frau in Berlin.

 

Weitere Literatur, die Erfahrungen mit der NS-Ideologie zum Thema hat

Abel, S. (2022): Was ich nie gesagt habe. Gretchens Schicksalsfamilie. München: dtv.

Das Thema: der Umgang mit behinderten Kindern in der NS-Zeit.

Haarer, J. (1938): Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. München und Berlin: F. Lehmanns Verlag.

Heinemann (2019): Der Lebensborn e. V. und die Zwangsverschleppung „wiedereindeutschungsfähiger Kinder“. Zugriff am 20.04.2023 unter https://www.bpb.de/themen/migration-integratin/kurzdossiers/284787/der-lebensborn-e-V-und die-zwangsverschleppung-wiedereindeutschungsfähiger-kinder

Langels, O. (2016): Kinderraub durch Nationalsozialisten. Blond, blauäugig, entführt.

Zugriff am 09.08.2022 unter: https://www.deutschlandfunk.de/kinderraub-durch-nationalsozialisten-blond-blauaeugig-100.html

Lilienthal, G. (2020): Der „Lebensborn e. V.“ der SS. Zugriff am 20.07.2022 unter: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/innenpolitik/der-lebensborn-ev-der-ss.html

Moser, T. (1999): Mutterkreuz und Hexenkind – eine Gewissensbildung im Dritten Reich. Berlin: Suhrkamp Verlag.

Peschel, S. (2020): Die vergessenen Opfer: Der Kinderraub der Nazis in Polen. Zugriff am 09.08.2022 unter: https://www.dw.com/de/die-vergessenen-opfer-der-kinderraub-der-nazis-in-polen/a-52713933

Pluwatsch, P. (2016): Ungeliebte Deutschenkinder. Zugriff am 10.04.2023 unter: https://www.fr.de/politik/ungeliebte-deutschenkinder-11577259.html

Sieradzka, M. (2021): Vergessene Opfer aus Polen: Nazis raubten ihnen Identität und Kindheit. Zugriff am 12.04.2023 unter: https://www.mdr.de/geschichte/ns-zeit/zweiter-weltkrieg/nachkriegszeit/vergessene-opfer-geraubte-polnische-kinder-kinderraub-germanisierung-100.htmlhttps://www.mdr.de/geschichte/ns-zeit/zweiter-weltkrieg/nachkriegszeit/vergessene-opfer-geraubte-polnische-kinder-kinderraub-germanisierung-100.html

Tabeling, P. (2001): Kinder der Schande – Norwegens dunkle Geschichte. Zugriff am 12.04.2023 unter: https://www.dw.com/de/kinder-der-schande-norwegens-dunkle-geschichte/a-329043-0

 

Familiendynamiken und Stellvertretungsordnungen im Allgemeinen

Adamaszek, R. (2001): Familienbiografik. Therapeutische Entschlüsselung und Wandlung von Schicksalsbindungen. Heidelberg: Carl-Auer.

Hickey, B. (2022): Wie die Familie unser Leben bestimmt. Heidelberg: Carl-Auer.

 

Flucht und Vertreibung sowie deren Folgen heute vor dem Hintergrund der Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg

Hopf, H. (2017): Flüchtlingskinder gestern und heute. Stuttgart: Klett-Cotta.

Der Kindertherapeut – selbst Vertriebener – beschreibt und vergleicht die Situation der Flüchtlinge heute mit den Erfahrungen der Flüchtlingskinder im Zweiten Weltkrieg. Er benennt die Integration Geflohener als Herausforderung der Gesellschaft heute und kritisiert, dass das vorhandene Wissen in Pädagogik und Psychologie nicht Einzug findet in Integration der Flüchtlinge, allen voran junger männlicher Flüchtlinge.

 

Die Folgen der Teilung Deutschlands

Jaquet, B., Ziepert, Ch., Ohler, M. (2022): Vom Träumen und Aufwachen. Drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall. Heidelberg: Carl-Auer.

 

Auch Kartenmaterial gibt Aufschluss über Kriegsereignisse: Fluchtbewegungen, Besatzungen

Hansel A. (Hg.) (1954): F. W. PUTZGER. HISTORISCHER SCHULATLAS. VON DER ALTSTEINZEIT BIS ZUR GEGENWART (64. Auflage) Bielefeld u.a.: Velhagen & Klasing.

  1. Europa im Zweiten Weltkrieg, S. 123/124
  2. Weltkarte im Zweiten Weltkrieg, S. 126/127
  3. Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg, S. 128
  4. Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg, S. 129
  5. Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, S. 130/131
  6. Heimatvertriebene und Zuwanderer in Deutschland und Österreich, S. 132

 

Auf der Suche nach Vorfahren geben möglicherweise folgende Quellen und Archive Aufschluss:

  • Stammbaum, Stammbücher, Arier-Nachweis
  • Kirchenbücher, Gemeindearchive
  • Friedhofsämter, Grabstellen/Aufschriften
  • Landesarchive
  • Bundesarchiv, Abt. PA
  • bundesarchiv.de
  • Personenbezogene Auskunft zum Ersten und Zweiten Weltkrieg, Wehrmachtsauskunftsstelle Berlin
  • Arolsen-Archiv für NS-Verfolgung, www.arolsen-archives.org
  • Kriegsgräberfürsorge
  • DRK-Suchdienst
  • ahnenforschung.net
  • ancestry.de