26.03.2019 Rezension von N a d i n e  D i e w a l d

  • Rolf Müller, Der Schrei des Herzens und die Antwort des Raben, Books on Demand 2018; ISBN-13: 978-3746051703

Rolf Müller beschreibt in seinem Buch die Geschichte des kleinen Fabians, der von seinem Vater nicht gesehen wird und dessen Schicksal vom Kindesalter bis hin zum erwachsenen Mann begleitet wird. Es gibt viele Wendungen, die stets Hinweise dazu liefern, wo und warum es innerhalb der Herkunftsfamilie und später auch in der Gegenwartsfamilie Probleme gibt. Der Autor verpackt in seinem Roman sowohl die Weisheit des Unbewussten als auch Techniken der Psychotherapie, insbesondere der Aufstellungsarbeit. Es tauchen immer wieder Protagonisten auf, die der Hauptfigur oder seiner Familie die Vorteile von professioneller Hilfe erläutern und Zusammenhänge aufdecken zwischen aktuellen Problemen und z.B. Strukturen in der Herkunftsfamilie. Das Unbewusste wird durch einen weisen Ratgeber, einen Raben, beschrieben, der im Traum Kontakt zu Fabian sucht.

Die immer wieder fesselnde Geschichte beinhaltet außerdem einen charmanten Ansatz, die Aufstellungsarbeit vorzustellen, indem z.B. eine Klosterschwester, die eine Ausbildung zur systemischen Psychologin hat, den Onkel des kleinen Jungen bittet, Gegenstände aus dem Raum als Familienmitglieder zu benennen und sich mit seiner Fragestellung zu verbinden. Die Schwester leitet so – ohne dies explizit zu benennen – eine Aufstellung an und bietet Lösungen auf dem Weg zur Erfüllung des Anliegens.

In dieser Art und Weise gibt es über das ganze Buch verteilt Hinweise, dass es elementar wichtig ist, Kontakt zu seinem Unbewussten zu finden, bei sich selbst anzukommen, und dass es nützlich sein kann, auf seinem Weg Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Meiner Meinung nach ist das Buch eine gute Empfehlung für Menschen, die eine Familienproblematik spüren, aber keine Erfahrung mit professioneller Hilfe haben oder deren Nützlichkeit und Wirksamkeit (noch) nicht kennen.

Wenn jemand also Wert darauf legt, in einem spannenden Roman Antworten auf seine familiären Fragen zu finden, ist er gut beraten mit der Wahl dieses Buches. Die Geschichte kann ein hilfreicher Augenöffner sein, dass man nicht alleine ist mit diesen Fragen und Problemen innerhalb seiner Familie.

Wer sich als Klient bereits in Beratung befindet, hat die geschilderten Zusammenhänge vermutlich schon in der Arbeit mit seinem Therapeuten angesprochen oder bearbeitet, so dass ein ausgebildeter Aufsteller und Therapeut oder ein informierter Klient eher wenig neue Erkenntnisse gewinnen wird. 

Und wenn man einfach auf der Suche nach einer guten Geschichte ist und für den nächsten Roman bereit ist, kann ich das Buch leider nicht empfehlen. Trotz spannender Geschichte, deren Fortgang immer wieder Interesse weckt, ist der therapeutische Seitenstrang doch zu dominant. Der Leser könnte den Eindruck von in Romanform verpackter Werbung bekommen, denn die Geschichte lebt genau von diesen therapeutischen Hinweisen.


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